Agni Müller
Kunst war für mich immer ein Outlet für meine Emotionen und ein Bereich, in dem ich so sein konnte wie ich bin. Mit all meinen Ecken und Kanten, allen Eigenheiten und
Gefühlen. Im Rest meines Lebens habe ich mit übermäßigem Perfektionismus und einer Angststörung zu kämpfen. In meiner Kunst musste aber nichts perfekt sein, denn der
Prozess war wichtiger als das Endergebnis. Der Prozess war mein Werkzeug zur Verarbeitung und zur Arbeit an mir selbst. Hier sind keine Menschen, deren Emotionen
und Aktionen ich mit einkalkulieren oder auf die ich eingehen muss. Hier bin ich allein. Manche meditieren dafür oder beten zu ihrem Gott, andere machen dafür Sport oder
schreiben. Ich male.
In der Gesellschaft werde ich meisten als Außenseiter gesehen. Als der Fisch, der gegen den Strom schwimmt. Meistens verstehe ich soziale Signale nicht, was dazu führt, dass ich
Aussagen in den falschen Kontext setze, wodurch ich mich fremd in einer Gesellschaft fühle, in die ich eigentlich gehören sollte. Man fühlt sich dann wie in einem Theaterstück,
in dem man als einziger kein Skript bekommen hat. Dies führt bei mir zu sozialer Angst. Manche Menschen blühen in Gesellschaft auf und ziehen ihre Energie daran. Ich nicht. Ich
brauche Zeit für mich, was nicht bedeutet, dass ich immer allein sein muss. Es bedeutet nur, dass ich mich schwierig in einer extrovertierten Gesellschaft zurechtfinde und
dementsprechend Schwierigkeiten habe Freunde und gleichgesinnte Menschen zu treffen. Durch diese Sensibilität, die mich in der sozialen Interaktion negativ beeinflusst,
habe ich eine viel ausgeprägtere Wahrnehmung meiner Umgebung, was mich in meinem kreativen Prozess positiv unterstützt. Es macht mich aufmerksamer für Muster, Parallelen
und Metaphern, die ich dann in meine Werke einarbeiten kann.
Als Teil der Generation Z musste ich mich schon früh mit Themen wie Klimawandel, Rassismus, Unterdrückung und Gleichberechtigung auseinandersetzen, in denen meist
Männer Ü40 die Entscheidungen für meine und die Zukunft aller jungen Erwachsenen trafen. Menschen, die nicht mal im Ansatz die Meinung und Position derer miteinbeziehen, dessen Zukunft sie da gerade bestimmen. Nur weil sie meinen, sie hätten mehr Erfahrung als die Jugend von Heute? Wir leben alle in einer gesellschaftlichen und klimatischen Situation, die so noch nie geherrscht hat. Warum sollen dann diese Menschen mehr über die aktuelle Situation wissen, als wir?
Die ganze Situation kreiert ein Angstgefühl und eine Unsicherheit bezogen auf das, was kommt, was unsere Leben eingehend beeinflusst und prägt. Andrerseits haben wir
dadurch auch nichts zu verlieren, denn entweder es ändert sich etwas oder die Welt wird so unerträglich, dass man sowieso nicht mehr hier sein will. Und diese Aussage kommt
von einem ganz neutralen und logischen Standpunkt. Und genau deswegen, weil wir nichts zu verlieren haben, setzen sich viele Repräsentanten unserer Generation mit Herz
und Seele für wichtige politische Themen ein. Ihnen ist egal, wie sie an ihr Ziel kommen. Wir sind alle friedliche Menschen, die auch gewaltlos Ziele erreichen können. Wenn wir
aber nicht gehört und als zu dumm abgetan werden, hört der Respekt auf. Das ist das, was unsere Generation so mächtig macht. Es ist aber auch eine enorme Verantwortung,
die jeder von uns sehr früh in seinem Leben trägt. Für sich selbst, aber auch für die Welt, die Menschen und alle Generationen nach uns.
Und wie es sich anfühlt in so einer Welt zu leben, bearbeite ich in meiner Kunst zusammen mit meinen eigenen persönlichen Hürden, auf eine eigene Art und Weise, die
durch verschiedene Quellen in meinem noch sehr jungen Leben beeinflusst wurden. Cartoons, Künstler, Maler aber auch Epochen inspirieren die Motive in meinen Werken.
Meine erste Ausstellung ist vor allem inspirieret durch die Mode viktorianischer Epoche, die sich vor allem in zwei, der drei Werke widerspiegelt. Vor allem Degas und Monet
haben seit längerer Zeit eine entscheidende Auswirkung auf die Motive meiner Werke, weil sie eine gute Übungsgrundlage für Portraits bieten. Zudem bin ich dafür bekannt,
öfter mit dem Komplementärkontrast zu spielen, was man auch hier sehr gut sehen kann. Verbunden habe ich dies mit der Verarbeitung psychischer Probleme, mit denen ich im Alltag zu kämpfen habe.
Mein Name ist Agni Müller, ich bin 18 Jahre alt und bin nichtbinär. Das bedeute, dass ich mich weder mit der weiblichen, noch dem männlichen Geschlecht identifiziere, weshalb ich die Pronomen dey/deren gebrauche.
Werke von Agni Müller
Beschreibung der Werke
1. Fight
Das erste Werk ist ein Gemälde in Acryl auf weißem Karton, welches den Kampf der Kreativität mit der Depression darstellt.
2. Daydream
Das zweite Werk ist ein Gemälde in Acryl auf weißem Karton, welches die Flucht in einen Tagtraum zeigt, um vor der Realität zu fliehen. Hier ist der Charakter in voller Kontrolle über alles, was durch den Zylinder dargestellt ist, der normalerweise von Zirkusdirektoren getragen wird. Diese haben immer die Kontrolle über den Zirkus und leiten dessen Ablauf. Wie aber auch in der Fantasie, passieren auch im Zirkus magische und realitätsfremde Sachen.
3. Word dissection
Das dritte Werk ist ein Gemälde in Acryl, Gouache und Alkoholmarker auf weißem Karton, welches meinen mentalen Prozess zeigt, wenn ich nicht weiß, wie jemands Aussage
gemeint war. Dies passiert, da ich Schwierigkeiten habe Sarkasmus und manch andere soziale Signale zu erfassen.